SS 2022 Hinter den Dingen
Norma Charlotte Stella Großmann.

Über meinen Entwurf beginnen Dinge zu sprechen. Dinge zeichnen sich durch Eigenschaften aus. Ich ordne sie einander zu. Benachbarte Dinge behalten ihre Eigenständigkeit über die Benutzbarkeit hinaus. Im Zwiegespräch, auch mit anderen, kommt den Dingen ihre Bedeutung zu. Ist der Ausdruck stimmig mit der Vorstellung?



Die Dinge im Kontext

Du stehst auf einem Bürgersteig und schaust von der anderen Straßenseite auf das Haus. Aber du hast eine Karte in der Hand und mehrere Geschichten zu lesen, die dir helfen werden, mit Ihrer Fantasie diese zu verstehen. Die Gebäude stehen an einem Bauplatz des Stadtteils Sendling, im Südwesten von München. Das U-förmige Volumen schließt einen bestehenden Block und verstärkt gleichzeitig das Gefühl der Zugehörigkeit zum Kontext. Es trägt somit zu einer Häuslichkeit des Viertels bei.

Der Turm

Er ist ein freistehendes Objekt, das Kanten bildet und von verschiedenen Teilen der Stadt aus sichtbar ist. Seine physische Präsenz kontrastiert das Dichte und das kompakte Gefühl des Kontextes und wird auch Teil der bestehenden Gebäude in der Gegend. Als ein einziges massives Volumen schafft es eine präzise Hierarchie zwischen den Räumen und den Qualitäten der Verdichtungen und Erweiterungen, aus denen die Stadt besteht, zu reproduzieren. „Wo wohne ich?“
Er ist ein urbanes Artefakt, das die Stadt bewahrt, indem es ihre Muster und Zugänge artikuliert und ihr öffentliches Leben zelebriert.
In der Konsequenz hat das Erdgeschoss einen asymmetrischen Grundriss, der sich aus drei Haupträumen zusammensetzt, die den spezifischen Bedingungen des Gebäudes entsprechen und drei verschiedene Eingänge für die drei untergebrachten Funktionen ermöglichen, die Cafeteria, für den Werkstattbereich und für die Wohnungen, die in den letzten Stockwerken untergebracht sind.
Hinter dem Turm bildet sich ein weiteres Tor als Membran und Filter aus Bäumen, welches gleichzeitig den öffentlichen Raum als Grünraum definiert.

der Turm

Um die Ecke

Eine physische Präsenz kontrastiert das dichte und kompakte Gefühl des Kontextes und wird auch Teil der bestehenden Reihe von den Gebäuden in der Gegend.
Das Volumen vergrößert den Raum im Bereich der Kreuzung durch die Ecken. Während es auf der anderen Seite das eher private Gefühl der Straßen bewahrt.
Die Ecken werden zu einer Ausnahme innerhalb des Kontextes, sie schaffen einzigartige öffentliche Räume.

Hinter dem Tor

Der nicht vollendete Bogen provoziert hinter die Dinge zu denken. Der Bogen bleibt bewusst unvollendet und angespannt. Die Passanten werden angeregt hinter die Dinge zu schauen, werden neugierig auf das, was da noch kommt, was da noch sein könnte. Das Thema der Wandlung wird angerissen. Was war zuerst, was ist passiert, was könnte sich weiter entwickeln. Stadtraum lebt und atmt und entwickelt sich weiter. Es wird ein Anstoss gegeben Potentiale anzudenken.

die Ecke

Ich verlasse hinter mir den öffentlichen Raum. Die Fülle, das alltägliche Treiben. Ich verlasse die städtische Welt, um in die private Atmosphäre zu kommen, die auf der anderen Seite des Tores mich erwarten. Der Nachbar lehnt an der Hauswand mit der Gießkanne in der Hand, während er verträumt die Kräutergarten vor seiner Wohnung beobachtet. Ich fühle mich zu Hause und geborgen in der idyllischen Oase, während ich die städtische Vielfalt hinter mir lasse, welche das Tor wegfiltert.

Grundriss
Schnitt

Die Wirkung der Dinge

Die Türen sind geschlossen. Es ist viertel nach 8 Uhr abends. Die Küchenfenster werden allmählich dunstig. Es ist jetzt 9 Uhr abends. Vom Bürgersteig aus sieht alles im Wohnzimmer wie ein Traum aus. Ein Buch fällt herunter und macht ein lautes Geräusch. Aber nur die Personen in dem Raum würden das Geräusch hören, Sie, der Sie auf dem Bürgersteig stehen, würden wahrscheinlich gar nichts hören.

die Fassade

Elemente wie Waschbecken, Badewanne oder Tisch werden zu Dingen in der Geschichte des Hauses. Vom architektonischen Standpunkt aus sind es Dinge, die im Sinne der räumlichen Abfolge des Hauses erkennbar werden. Zeitlich und räumliche ordnen erst die Bewohner des Hauses den Dingen eine Verwendung zu.

Wenn die Haustür geöffnet wird kommt Bewegung in die Ordnung. Wir wechseln den Raum und gehen ins Zwiegespräch mit den toten Utensilien.
Hinter den Dingen bestimmt der Mensch den Raum, ordnet ihm über seine Funktion hinaus eine Wesenhaftigkeit zu. Die Wohnung ist ein Ort, an dem nicht nur Dinge aufbewahrt werden, sondern auch die Dinge, bei denen wir emotional anhaften, ob wir sie behalten oder wegwerfen sollen. Sind sie irgendwo zwischen nützlich und nutzlos?

Sie präsentieren gleichzeitig die Vergangenheit und die Zukunft, zwischen Verbleibendem und Neuem. Es ist ein Ort der Aufbewahrung von Gegenständen. Die Wohnung ist ein Ort, der Sicherheit und Unsicherheit, aber auch der Hoffnung auf das Leben. Aber er bleibt immer nur Objekt wo Dinge mit unterschiedlichen Eigenschaften zusammengebracht werden. Erst durch Beginn des Denkprozesses entsteht ein Ort der Handlung.

Project by: Norma Charlotte Stella Großmann

Supervisor Alex Lehnerer