WS 2022 Eine Kathedrale und ihre Akteure
Julian Fuchs.
»Architecture has recorded the great ideas of human race. Not only every religious symbol, but every human thought has its page in that vast book.«
-Victor Hugo
Diese Masterarbeit widmet sich der architektonischen Übersetzung eines Typus. Sakralbauten als Gebäudetypus gibt es seit Jahrhunderten. Den Grundstein und Referenz für die weitere Arbeit bildet eine der bekanntesten Kathedralen der Welt.
Notre-Dame de Paris.
Die Erfassung und plantechnische Dokumentation der Notre-Dame de Paris bildet den Anfang dieser Arbeit. Die Auswahl, die an besonderen Merkmalen und Bauteilen hervorgegangen ist, gehen in Folge einen Diskurs mit dem Entwurf ein. Aus den einzelnen Bauteilen kann das perfekte Ensemble entstehen.
Der Entwurf der Stützen wurde anhand von Modellen gebaut und analysiert. Proportionen, Materialität und Tektonik spielen entscheidende Rollen.
Die Tektonik wird durch das Detail entschieden. Der Ausdruck hängt von der Fügung ab und jede Fügung verlangt ein Detail.
Das Gewölbe
Das Gewölbe besteht nicht traditionell aus einem geschlossenen Bogen, sondern setzt sich aus zwei, sich scheinbar verfehlenden Bögen zusammen. Sie lassen den Ausdruck eines Gewölbes erscheinen, sind jedoch keines.
Die sich verfehlenden Bögen können sich nicht gegenseitig stützen, deshalb kommen stabförmige Elemente zum Einsatz.
Der rechte Bogen durchstößt den linken Bogen und trifft an der Außenseite auf die Stütze. Dem linken Bogen fehlt ebenso die Kraft und es wird dasselbe stabförmige Element parallel zur Deckenebene eingesetzt.
Das Strebewerk
Das Strebewerk gliedert sich nicht in zwei idente Konstruktionen. Es bildet sich ein erhöhtes und ein abgesenktes Strebewerk.
Am linken Strebewerk wird die Kraft durch das stabförmige Element des Gewölbes aufgenommen und zur Seite geleitet. An diesem Punkt wird nur ein Strebebogen benötigt.
Am rechten Strebewerk wird das traditionelle Strebewerk stärker sichtbar. Hier befinden sich zwei Strebebögen. Einer davon tritt an der Dachtraufe auf. Dieser Pfeiler nimmt die Kraft von dem linken Gewölbe auf und leitet es zur Seite. Der Strebebogen wird durch ein zusätzlich diagonal gespanntes Seil ergänzt, um noch mehr an Stabilität zu erhalten.
Die Seitenschiffe
Die Seitenschiffe bilden den Abschluss und fundieren die Konstruktion. Im Grundriss des Seitenschiffes entstehen verschränkte Wandelemente. Durch diese Verschränkungen erlangt die Wand an Tiefe und Massivität.
Die beiden Seitenschiffe unterscheiden sich lediglich im Bezug auf das Niveau. Das rechte Seitenschiff wurde um 5 Meter abgesenkt.
Ein Ensemble besteht aus zusammengehörigen aufeinander abgestimmten Teilen.
Der Grundriss erstreckt sich über 14 Joche. Das Querschiff wurde direkt an die Apsis im Osten situiert und öffnet den Raum nach vorne. Das abgesenkte Seitenschiff im Süden lässt sich über die zentral angeordneten Stiegen erreichen.
Die Westfassade wird mit zwei markanten Türmen aus Ziegel bestückt. Sie tritt mit einer Gesamthöhe von knapp 70 Meter in den Vordergrund.
Prägnant tritt hierbei die Glocke hervor, welche das Thema der Verfehlung widerspiegelt. Nur ein Turm wurde mit einer Glocke versehen und daher höher ausgeführt. Der überdachte Eingangsbereich wurde, ebenso wie die Seitenschiffe, mit geknickten Wandelementen geplant.
Der Eingang trägt das große Westfassadenfenster über sich. Dieses Fenster repräsentiert das sich verfehlende Gewölbe und setzt dieses in Szene.
Jedes Element spricht für sich und wurde am Modell entworfen und umgesetzt.
Die bewusst gefügten Elemente wurden im Modell möglichst materialgetreu gebaut.
Project by: Julian Fuchs
Supervisor Alex Lehnerer