Wiggle Room
151.666 UE Entwerfen
Eva Herunter, Büşra Köroğlu, Alex Lehnerer
Studio Rechbauer [AT02100], Alte Technik
Einführung am Mittwoch, 02.10.2024, 10:00 Uhr
„Here is architecture appropriate for our dynamic time, where form accommodates functions rather than form follows function, where form accommodates functions as a mitten rather than as a glove, to allow wiggle room for the varying fingers inside!" (1)
Was Denise Scott Brown und Robert Venturi hier mit dem fundamentalen Unterschied zwischen Handschuh und Fäustling beschreiben, ist nichts anderes als justierbarer Spielraum. Die enge Bindung der Nachkriegsmoderne von architektonischer Form, Raumorganisation mit der Funktion gilt als Grundlage (enganliegender Handschuh, ein Strumpf für jeden Finger), die es zu erweitern, von der es sich zu befreien gilt (Fäustling, Freiheit der Finger). Wiggle Room taucht seitdem immer wieder im architektonischen Diskurs auf, meist nicht so antithetisch definiert, sondern als großes Versprechen, wie im Multifunktionalismus eines Peter Celsing, den New Yorker Lofts, dem „Fuck Programme“ (Kees Christiaanse), oder den neulichen Versuchen der Mehrfachprogrammierung unter dem Banner des Hybriden.
Dabei kann Wiggle Room viel mehr als nur eine altbekannte Kritik am Funktionalismus.
Er ist ein gutes Bild, bzw. gute Methode im architektonischen Entwerfen. Wenn wir den Entwurf als das Zusammenspiel aller Teile eines Hauses zueinander betrachten, können wir bei all diesen Verbindungen sehr präzise fragen, ob diese Teile jeweils eher eng (Handschuh) oder lose (Fäustling) miteinander verbunden sind. Dies funktioniert im städtebaulichen Maßstab, Gebäude zu Kontext, wie auch in der Beziehung zwischen Sockelleiste und Boden. Was ist eine lose Beziehung zwischen Stütze und Decke? Was ist eine enge? Der Entwurf ist lediglich eine Reihe von Fragen nach eng oder lose. Dann muss man diese nur noch beantworten.
Wir entwerfen damit nun einen Wohnbau in Graz.
Die „Lose Zeichnung“ auf dem Overhead-Projektor ist unsere Technik.
(1) Robert Venturi and Denise Scott Brown, “Architecture as Signs and Systems: for a Mannerist Time”, Harvard University Press, Cambridge, 2004