The Hardest Button to Button
151.666 UE Entwerfen
Büşra Köroğlu, Justus Schmirler, Alex Lehnerer
Studio Rechbauer [ATDG092], Alte Technik
Einführung am Mittwoch, 01.10.2025, 10:00 Uhr
In Florenz steht ein bemerkenswertes Bauwerk, fast 1000 Meter lang, und doch weitgehend unbekannt in seinem vollen Ausmaß. Die Rede ist vom Corridoio Vasariano, geplant im 16. Jahrhundert von Giorgio Vasari für die Medici als Verbindung und gegebenenfalls Fluchtweg zwischen deren Palazzo Vecchio und dem Palazzo Pitti. Nur ab und zu, in Form einer Überbrückung einer Gasse, zeigt dieses sich durch die Stadt schlängelnde Bauwerk seinen äußeren Ausdruck. Ansonsten bleibt es Hintergrund und nutzt bestehende Gebäude für seine Zwecke. Es ist ein zusammengesetztes Bauwerk (siehe auch Colin Rowe) und gleichzeitig in seiner Fragmentierung immer komplett. Es ist geplant, sieht aber nicht so aus. Ein Bauwerk so gut wie die Stadt selbst - das sich zwischen den Gebäuden bewegt, nicht nur über sie hinweg.
Vielleicht ist es gerade diese Unauffälligkeit, die ihm seine Kraft gibt. Nicht nur Repräsentation und Signifikanz, sondern
auch Anschlussfähigkeit und Durchlässigkeit verflechten den Corridoio Vasariano eng mit der Stadt. Können wir Stadt und Architektur, also Text und Kontext, wieder enger zusammen(denken), wenn wir – wie bei Vasaris Korridor – diese sich entsprechende Haltung auf beide Felder anwenden? Auch die Stadt ist schließlich ein zusammengesetztes Bauwerk.
Um die Architektur nun vom einzelnen Objekt bis zur Stadt verstehen zu können, werden wir diese radikale florentinische Idee auch nach Graz importieren (auch Superstudio war schon mal in Graz) und ein zusammengesetztes Gebäude vom A1-Tower bis zur Herz-Jesu-Kirche bauen. Ein Raum in Serie, eine Verhandlung über Distanz. Jedes Projekt für sich, aber in seinen Einzelteilen doch ein kompletter Weg von 8020 nach 8010.
Übergänge, Reaktionen, Ausweichmanöver - nicht strukturell, und wenn, nur hier und da— keine Megastruktur. Wie das geht, lernen wir beispielsweise von Filmen wie „The Swimmer“ (Columbia Pictures, 1968), in dem ein privater Swimming Pool nach dem anderen für den Hauptdarsteller Burt Lancester einen Fluss bildet, und er so durch die Nachbarschaft nach Hause schwimmen kann. Auch sehen wir einen Hauch von nicht-struktureller Kontinuität in den Musikvideos von Michel Gondry (z.B. The White Stripes: The Hardest Button to Button, 2003).




