Baustelle
151.666 UE Entwerfen
Klemen Breitfuss, Justus Schmirler, Alex Lehnerer
Studio Rechbauer [ATDG092], Alte Technik
Einführung am Mittwoch, 05.03.2025, 10:00 Uhr
Der Ausdruck eines Hauses wird durch die Beziehung der Teile zueinander bestimmt. Die Hierarchie dieser Beziehungen deckt sich mit der Reihenfolge, in der die Teile verbaut werden. Zuerst kommt die Struktur, zuletzt der Vorhang. Der Bauablauf bestimmt damit indirekt unser architektonisches Denken, welches sich auf der Baustelle konkretisiert. Und er bereichert die Tektonik um die Komponente der Zeit.
Taktgebend ist der Bauleiter, tempobestimmend die Kalenderwoche. Trocknet der Estrich, wächst die Fassade. Regnet es vom Himmel, pausiert das Dach. Und kaum verabschiedet sich der Bodenleger, grüßt schon der Tischler um die Ecke.
Alles folgt dem Bauzeitenplan, der Partitur des Geschehens. Er macht Abhängigkeiten ablesbar, bestimmt das Kommen und Gehen einzelner Unternehmen und reserviert Spielraum für Unvorhergesehenes.
Doch was, wenn sich die tradierte Reihenfolge der Gewerke auf der Baustelle ändert? Wenn der Spengler vor dem Maurer kommt? Wenn der Zimmermann den Dachstuhl aufrichtet, noch bevor der Rohbau steht? Oder ein Gewerk komplett entfällt?
Kommt der Ablaufplan durcheinander, steht die Baustelle Kopf. Eingespieltes gerät aus den Fugen, aufeinander abgestimmte Konstruktionssysteme verlieren ihren Wert.
Wir hinterfragen die Beziehung zwischen Ablaufplan und Entwurf und kehren diese um und machen
den Bauzeitenplan zu unserem Entwurfswerkzeug. Bestimmend ist nicht der Ort, das Raumprogramm und die daraus resultierende Gestalt, sondern in erster Linie die Kapazität und Verfügbarkeit abzubildender Gewerke. Wir werden überrascht sein, welche Häuser entstehen, wenn wir am Bauzeitenplan drehen.
Eintauchen wollen wir nicht nur in die Welt der Baustelle, sondern auch in den Kosmos der zu verbauenden Produkte, seiner Verarbeitungsrichtlinien, Trocknungszeiten und Mustermappen. Wir hängen uns den Kittel des Professionisten um, packen unseren Vertreterkoffer und werden zu Anlaufstellen für alle Studierenden im Studio. Gruppe 1 informiert über das Einsteinmauerwerk, Gruppe 5 wird zum Experten in Sachen Abdichtung. Fragen zu Spenglerarbeiten? Konsultiere Gruppe 12!
Das Studio spiegelt das Geschehen auf der Baustelle planerisch wieder. Mit Startsitzung am 5.3.2025, über fünfzehn Kalenderwochen, mit zwei Bauherrensitzungen und Schlüsselübergabe zur Schlusskritik. Nach der Endreinigung.
Und ohne Verzug.


