Wir bauen auf. Auf bestehende Häuser in unterschiedlichen städtischen Situationen in Graz. Dabei beziehen wir uns auf das, was die Gebäude schon sind. Auf ihr Wesen. Das Wesen bleibt gleich nur der Ausdruck verändert sich. Der Entwurf ist eine Neubewertung des bereits vorhandenen Gebäudes. Er unterstreicht sein Eigenleben.
In dieser Neubewertung steckt die spekulative Kraft der Architektur und unseres Entwurfs.

Aufbauend auf eine bestehende Struktur müssen wir nichts erfinden. Das Wesentliche ist schon da. Bis hin zum Programm. Wir schaffen einen neuen, aber dennoch vertrauten Ort in der Stadt. Selbstreferenziell. Keine Nachverdichtung und auch kein Dachgeschoßausbau. Die Zäsur, die Trennung zwischen Bestand und Aufbau wird verwischt. Die gesamte Gestalt des Hauses, seine Vergrößerung, ist das worauf es ankommt. Bestand und Aufbau bilden eine Einheit.

Vorgefundene Elemente werden herausgestrichen, auf ihre architektonischen Prinzipien und ihre Verhältnismäßigkeiten untereinander untersucht und schließlich neu geordnet. Wir interpretieren, transferieren, und synthetisieren.

Von der Fassade ausgehend arbeiten wir an der Tiefe des Hauses und schaffen eine Verbindung vom Außen zum Innen.

Gewissermaßen handelt dieser Entwurf vom Stehen auf den Schultern von Riesen.

"Also sprach Bernhard von Chartres, wir sind Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, sodass wir mehr als sie und weiter sehen können, nicht weil wir scharfsichtiger oder größer wären, sondern weil die Größe der Riesen uns hoch hebt und über sie hinausschauen lässt."

Aus: Umberto Eco, Auf den Schultern von Riesen, Das Schöne, die Lüge und das Geheimnis, S. 19

WS 2023
151.506 Entwerfen 3
Franziska Hederer, Julian Brües, Alex Lehnerer
HS II [ATK1008H]
Mittwoch, 24.01.2024 um 09:00 Uhr
mit Franz Riedl