WS 2025:
Der Bau – Das große Innen: Öffnungen Teil I

151.759 UE Raumgestaltung
Rainer Eberl, Franziska Hederer, Alex Lehnerer
Holzwerkstatt [NAEG150], Alte Technik
Einführung am Dienstag, 07.10.2025, 10:00 Uhr

»Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen. Von außen ist eigentlich nur ein
großes Loch sichtbar, dieses führt aber in Wirklichkeit nirgends hin, schon nach ein paar Schritten stößt
man auf natürliches festes Gestein, ich will mich nicht rühmen diese List mit Absicht ausgeführt zu haben, es war vielmehr der Rest eines der vielen vergeblichen Bauversuche, aber schließlich schien es mir vorteilhaft, dieses eine Loch unverschüttet zu lassen.« (Franz Kafka, Der Bau, 1924)

Es gibt an der TU, in ihrem Hauptgebäude kein solches Loch, aber eine Tür, doppelflügelig, im zweitenObergeschoss; der genaue Ort ist nur Eingeweihten bekannt.
Dahinter ist das große Innen. So dicht, dass die Fenster an der gegenüberliegenden Seite nicht
zu sehen sind, lediglich ein diffuses Licht strahlt herüber. Vielleicht etwas heller, wenn man—direkt
vor einem—die erste innenliegende Klappe öffnet.
Die Ausdehnung dieses Dickichts scheint unendlich nach links rechts und nach oben. Balken, Öffnungen, Nischen, Kassettierungen, Klappen, Flügel, Flächen und Holzverbindungen gehorchen keiner sofort lesbaren Hierarchie oder Ordnung. Das Ganze scheint nicht erst seit gestern hier zu sein, sondern Teil eines langen Prozesses, der noch nicht sein Ende gefunden hat.

Im Teil Eins der Vertiefung Handwerk „Der Bau“ werden wir dieses Semester mit Euch Türen, Fenster, Klappen und Luken in den oben beschriebenen, dreidimensionalen Raum im Maßstab 1:1 bauen. Das Lernziel ist die fachliche Auseinandersetzung mit
der Konstruktion und den Anforderungen an diese architektonischen Bauteile, indem wir sie bauen, d.h. uns handwerklich dem Problem und der Poesie eines Öffnungsflügels nähern. Diese Öffnungen werdenfunktionaler Teil des wie auch immer tatsächlich nutzbaren Raum.

Über mehrere Semester wird der Bau in der Rechbauerstraße nun aus Holz wachsen, sich verändern, um einem Merzbau (Kurt Schwitters, ab 1923), dem Haus-Ur (Gregor Schneider, ab 1985) oder Kafkas Bau (1924) eine heimliche Referenz zu sein. Arbeitsort ist die Holzwerkstatt. Handwerkliches Interesse von Vorteil.

WS 2025:
Der Bau – Das große Innen: Öffnungen Teil I
Kuppel, Brodsky & Utkin, 1989
Steamboat Bill, Jr., Buster Keaton, 1928
Der Merzbau, Kurt Schwitters. 1933 (Foto: Wilhelm Redemann)