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SS 2023:
Walden

151.906 SE Raum
Nayari Castillo-Rutz, Franziska Hederer
Studio Rechbauer AT02100, Rechbauerstraße 12, TU Graz

»I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life and see if I could not learn what it had to teach and not, when I came to die, discover that I had not lived.«

- Henry David Thoreau: Walden; or Life in the Woods, 1854

Wir lassen uns von den Geheimnissen des Waldes, der Literatur und der Philosophie inspirieren und begeben uns auf eine Entdeckungsreise durch den Wald. Wir lernen das Territorium zu verstehen und erforschen die Notwendigkeiten, die es braucht, um Unterschlupf in der Wildnis zu finden. Große Schriftsteller haben schon über diese Strukturen gesprochen: Die Hütte. Unser Ziel ist es, eine elementare Architektur zu schaffen, die sich aus dieser Literatur und den darin geschilderten Erfahrungen ableitet.

Wir werfen den Blick auf die Urhütte, den Anfängen der Architektur. Er gleicht einer Lichtung im Dickicht digitaler Techniken. Im primordialen Einraum, auch Tugurium genannt, wird die Komplexität des Bauens auf seine grundlegenden Eigenschaften reduziert. Die Hütte steht im geographischen Abseits. Im Wald. Ein gewissermaßen gesetzloser Raum. Sie ist anders als ein Haus nicht für Generationen. Zeitweilig ist sie Zufluchtsort, Unterkunftsbehelf, Sehnsuchtsort oder Provisorium. Sie ist eine Konfrontation mit dem Menschsein in seiner elementarsten Form.

Was aber genau bedeutet die Urhütte? Was sind ihre Merkmale? Wie kommt es zur richtigen Ortsbestimmung für eine Urhütte? Welches Werkzeug haben wir zur Hand? Welches Material?

Henry David Thoreau, amerikanischer Schriftsteller, Philosoph und Freigeist, baute sich am Nordufer des Waldensees in der Nähe von Concord, Massachusetts, ein Haus aus Holz, das nicht mehr als 28 Dollar und zwölfeinhalb Cent kostete. Von 1845 bis 1847 – zwei Jahre, zwei Monate und zwei Tage lang – führte er dort ein spartanisches Leben. Allein und fernab von den Einflüssen, einer schon damals immer schneller und lauter werdenden Zivilisation, will er einfach und frei leben und herausfinden, worauf es im Leben wirklich ankommt. In dieser Zeit schrieb Thoreau das Manuskript von Walden oder Leben in den Wäldern, ein Buch über das einfache Leben in der freien Natur zu allen vier Jahreszeiten.

Wir machen uns auf in den Wald um ein Tugurium zu bauen, eine Nacht darin zu verbringen und im Kerzenschein Henry David Thoreau zu lesen. Ein Kapitel aus Walden das uns besonders berührt. Wir halten diese Lesung filmisch fest.

Wir zeichnen einen Lageplan, und nehmen die Hütte zeichnerisch in Grundriss, Schnitt, Ansicht und Perspektive auf und fotografieren sie.

SS 2023:
Walden
Thoreaus Haus, Blick nach Norden, 2016
Lageplan Waldensee, Zeichnungen von Henry David Thoreau, 1846
Allegorische Darstellung der Vitruvianischen Urhütte, Frontispiz zu Laugiers‚ Essai sur l’architecture, Charles Eisen, 1755

Elisabeth Strametz
Richard Beilmann
Qendresa Bllaca, Markus Tuller