WS 2021:
Elementar
WS 2021/22
151.805 Struktur
Franziska Hederer und Thomas Kain
Freilichtmuseum Stübing
Einführung am Mittwoch 13.10.2021 um 14:00 bei der Marktplatzüberdachung Hofbauerplatz
„Architektur ist elementar in der Verwirklichung von Baugedanken mit den einfachsten Mitteln. Diese bestimmen in ihrer Abhängigkeit von der Entwicklung der Technik die Gesetze des jeweiligen Bauens. Es ist der Gradmesser für die Intelligenz und die Kraft einer Epoche, wieweit diese Gesetze erkannt und befolgt werden. Denn nicht das Erfinden von Formen, sondern das Bekenntnis zum Bauen ist die Voraussetzung für das Entstehen von Architektur.“ - Raimund Abraham in: Elementare Architektur Residenz Verlag Salzburg 1966
Wie können wir uns dem Elementaren, der Struktur über ihren Ausdruck jenseits funktionaler Einschränkungen oder der bloßen Tragfunktion annähern? Ist Struktur nur Träger oder Vermittler der Form? Inwieweit prägt sie die Gestalt eines Gebäudes? Ist Struktur das Skelett der Hülle? Oder kann nicht auch die Hülle selbst Struktur sein? Wie drückt sich Struktur in den unterschiedlichen Maßstabsebenen aus? Bleibt die Kraft der Struktur nur im Rohbau spürbar, im Unfertigen?
Erst Struktur ermöglicht Raum und prägt ihn entscheidend in der Art und Weise der Anordnung der Teile zueinander innerhalb eines Ganzen, eines Gefüges. Lesbar sind Strukturen auf allen Maßstabsebenen der Architektur. Vom Maßstab der Stadt oder der Siedlung, zum Gebäude, hin zum Raum und zur Fassade, zum konstruktiven Detail oder zum Traggerüst. So bildet die Struktur Ordnung und Orientierung ab, sowohl im konstruktiven Sinne wie auch in raumbildender Hinsicht. Struktur wirkt demnach als Regelwerk, das die Erscheinung, den Ausdruck im Ganzen bedingt.
Ausgehend von einer theoretischen Annäherung sowie einer praktisch, architektonischen Anwendung zum Thema Struktur, stellen wir uns diese und weitere Fragen und versuchen ihnen zeichnerisch, in Texten, im Modell und auf Handlungsebene zu begegnen.
Hierfür untersuchen wir zunächst die bäuerliche, anonyme Architektur der österreichischen Kulturlandschaft die wir im Freilichtmuseum Stübing aufsuchen. In diesen Bauten bedingen sich Ausdruck, Raum und Struktur in besonderem Maße. Sie entspringen in gewisser Weise dem Gebrauch und den örtlichen Begebenheiten.
Dieser Erkenntnisgewinn über die strukturelle Anatomie der Bauten dient uns als Grundlage um einen Transfer des Themas Struktur in eine zeitgemäße, architektonische Auseinandersetzung in Gang zu setzen. Letztendlich bauen wir ein Modell als heutiges Pendant zu ihren Vorgängern.
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